Descripción
Silbergelatineabzüge. Postkartenformate. 6 der Karten mit gedruckter bzw. handschriftlicher Bildlegende im Negativ bzw. rückseitig. 3 verso handschriftlich datiert 24. Dez. 1918, eine postalisch gelaufen, im Text Bezugnahme auf die Ereignisse und handschriftlich im Bildunterrand "Sic transit gloria mundi". Bildunterschriften: "Straßenkämpfe in Berlin. Artillerie-Volltreffer im Marstall", "dito. Zerstörungen am Marstallgebäude" (2), "dito. Zerstörte Gebäude des Berliner Tagblatt's", "dito. Alte Schützenstr.", "Berliner Großkampftage der großen Revolution März 1919. Trümmerstätte am Warenhaus Tietz Alexander-Platz", "Große Straßenkämpfe in Berlin während des Generalstreiks. Schwere Minenwerfer auf dem Alexanderplatz", eine unbezeichnet. Dabei Photo eines Truppenaufmarschs der Reichswehr in Berlin aus derselben Zeit (Photograph unbekannt). 9,3 x 14 cm (keine Postkarte!). Die Kämpfe gehören zu den blutigsten Konflikten während der sonst friedlich verlaufenen revolutionären Auseinandersetzungen nach Ende des Weltkrieges und dem Übergang zur Republik. Ursache waren 1918 zunächst der Befehl zum Abzug der Volksmarinedivision aus Berlin und die Ablehnung von deren Soldforderungen, dann im März die Forderungen der radikalisierten Teile der Arbeiterschaft nach Verstaatlichung der Schlüsselindustrien und Einführung des Rätesystems nach Ausrufung eines Generalstreiks. Sie waren erst zu Ende als der von Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) gegebene Schießbefehl aufgehoben wurde. Es kam zu Ausschreitungen, Plünderungen und Überfällen auf Polizeireviere. Laut Befehl sollte jeder der eine Waffe trug oder bei dem bei Hausdurchsuchungen solche gefunden wurden, sofort erschossen werden. Dabei fanden viele Aufständische, aber auch Unbeteiligte wie Weltkriegsveteranen, die Waffen als Kriegsandenken zu Hause hatten, den Tod. Die schweren Zerstörungen und hohe Opferzahlen entstanden aber auch dadurch, daß die Regierungstruppen, selbst in Wohngebieten, Artillerie einsetzten. Willi Ruge (1892-1961) war ursprünglich eigentlich Optiker, machte sich aber als Photograph um 1910 unter dem Firmennamen "Presse Verlag Photoaktuell" selbstständig. Während des 1. Weltkrieges war er Fliegerschütze und einer der ersten Bildberichterstatter der jungen Fliegertruppen. In der Weimarer Republik machte er sich dann als früher "Sensationsreporter" der Berliner Illustrierten Zeitung einen Namen, er dókumentierte u.a. die Spartakusaufstände in Berlin. die Unruhen in Oberschlesien und die französische Rheinlandbesetzung. 1931 erschien seine weltweit beachtete Bildserie "ich fotografiere mich beim Absturz mit dem Fallschirm", 1932-35 war er in Südamerika und lieferte Bilder vom sogenannten Chaco-Krieg zwischen Paraguay und Bolivien und 1936 auf der Seite der Francisten vom Spanischen Bürgerkrieg. Im 2. Weltkrieg war er als "Bildberichter im Sonderrang" der Luftwaffe eingesetzt. Walter Giercke (1885-1974) lernte sein Handwerk 1900-1904 im Berliner Atelier Kruse und war dann bei der "Berliner Illustrations-Gesellschaft" tätig. Im ersten Weltkrieg war er Kriegsreporter. Nach 1933 erhielt er Berufsverbot, weil er sich von seiner jüdischen Ehefrau nicht trennen wollte. Nach dem 2. Weltkrieg war er kaum noch photographisch tätig. Literatur: Eskildsen/Hoffmann, Willi Ruge. Fotografien 1919-1953 (2017). Revolution und Fotografie Berlin 1918/19 (Ausstellungskat. 1990). Encke, Augenblicke der Gefahr. Der Krieg und die Sinne 1914-1934 (2006). Heinrich v.d. Becke, Walter Gircke (in Der Bildjournalist - Firmenschrift der Agfa AG, Heft 3/1965). Kiosk. Eine Geschichte der Fotoreportage 1839-1973 (Ausstellungskat. Köln 2001). N° de ref. del artículo P28
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