Descripción
Handschriftlicher Reimvortrag in routiniertem, spontan-flüssigem u. feinem, nahezu zierlichem Duktus (Deutsche Kurrentschrift; Tinte, Spitzfeder), rd. 47 Zeilen a. 3 Seiten, betitelt od. bezeichnet 'Uetliberg', auf dezent chamois-getöntem u. schwarz gerändertem Kondolenzpapier (!) (wohl Maschinenbütten). Faltbogen, Blatt 18.2 x 11.3 / x 2 = 22.6 cm (weisse Satzspiegel je 16.6 x 9.7 cm), ursprüngl. einfach gefaltet. Blatt leicht knittrig, Rückseite mit kleinem Einriss im schwarzen Rand. Gesamthaft sauberes, recht gutes Exemplar - - Mit allerhand Anspielungen, Humor und Besinnlichkeit durchsetzte Deklamation über Freundschaft und frohes Zusammensein im Genuss, wohl zu einem Herrenausflug, allenfalls einer Geburtstagsfeier im Freundeskreis, gipfelnd in einem Mittagessen auf dem Zürcher Hausberg im Sommer 1900 : "Ein kleiner Mann von 80 Jahren / Im Heumonat mit seinen Schaaren (?) / Reist auf den höchsten Uetliberg. / Es gilt, die Aussicht zu genießen / Und folgt, die Reise zu versüßen / Ein nährhaft, gsundes Mittagsmahl. / [.] Wir h[ä]tten Fische gern gebrungen / In Schirmensee dem See entrungen / Allein die Fischer fischten nichts. / Wir hätten gerne Schuh gereiniget (?) / In Brüttisellen schön gerichtet / [.] Mit Seide könnten wir noch dienen, / Es liegt noch viel in Kästen drinnen / Es sieht gar öd und traurig aus, / Jetzt Muth, hat man die Sonn' genossen / Soll man beherzt und unverdrossen, / dem Regen auch entgegensehn. / Nun kehren (?) wir zu unsrer Sache / Kein Trauern, jeder fröhlich lache / Was Göttin Hulda ihm jezt giebt, / Es dien zum frohen Angedenken, / Die kleine Gabe, die wir schenken / Für mich vielleicht das letzte Fest. / Zum Schlusse nun das Glas gehoben / Wir wollen fröhlich jubeln, loben / daß wir so fröhlich jetzt vereint / Wir wollen froh und heiter rufen / das (?) es ertönt auf allen Stufen / Es lebe unsre Freundschaft hoch!" -- Möglicherweise noch vor dem gemeinsamen 'Mittagsmahl' von einem im Schreiben bestens geübten Teilnehmer, ev. dem Gastgeber selbst souverän hingeworfene, als Toast vorgebrachte launige Einstimmung. - Die Reise war um 1900 ein aufwendigeres Unternehmen, wenn man zu den damaligen Verkehrsmitteln u. -Verbindungen auch den anschliessenden Rückweg in Betracht zieht. Ausgangspunkt war allem Anschein nach die Region oberes rechtes Zürichseeufer. Schirmensee gehört zu Hombrechtikon im Bezirk Meilen und liegt auf einem Ufervorsprung bei Feldbach. Der Start der Reise könnte im Prinzip in Rapperswil erfolgt sein, zumal seit 1894 mit der Zürichseelinie die Eisenbahnstrecke Zürich-Rapperswil der Schweiz. Nordostbahn in Betrieb war (s. schienenverkehr-schweiz ch). (Wangen-) Brüttisellen liegt jedoch nordöstlich der Stadt Zürich, sodass für einen dortigen Aufenthalt die Herren mit der seit den 1850er Jahren bestehenden Glattallinie Rapperswil-Rüti-Wetzikon-Uster-Zürich hätten reisen müssen, mit einer ev. Variante über Effretikon der Linie Zürich-Winterthur. Dann wären sie aber nicht direkt bei Feldbach/Schirmensee vorbeigekommen, und bei der naheliegendsten Fahrt entlang dem Seeufer hätten sie einen eher unerklärlichen Abstecher nach Brüttisellen (zur 'Schuhreinigung'?) machen müssen: wo das Ziel doch 'der höchste Üetliberg' war. Allerdings kann die dichterische Freiheit durchaus phantasievolle Bezüge zu Schirmensee [Freitag:Fisch!], bzw. Brüttisellen inspiriert haben. - Grundsätzlich ist zudem nicht völlig auszuschliessen, dass die vermutete illustre Gesellschaft wohlsituierter älterer Herren sich nicht unbedingt den Fahrplänen anpassen wollte und deshalb Pferdekutschen benützte, um dann ab Zürich-Selnau mit der Üetlibergbahn auf Uto-Kulm zu gelangen. - "Auf diesem beliebten Zürcher Aussichtspunkte des Utokulm ward schon 1839 ein kleines Gasthaus errichtet. 1875 folgte dann das Kurhaus mit Restaurant" (F. Heinemann, Moderne Kulturgesch. d. schweizer. Verkehrstechnik u. Touristik: Hundert Jahre Fremdenverkehr 1820-1920, Luzern 1922, p. 135 f.) - "Uto Kulm: Oft auch verwendet zur Bezeichnung des hö. N° de ref. del artículo ms061403
Contactar al vendedor
Denunciar este artículo